Gerade auf Arte gesehen: "Das Geheimnis der Wolken", DK 2007.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern um den dänischen Physiker Henrik Svensmark (Papers) hat eine bemerkenswerte Theorie über das Klima mit bemerkenswerten Daten und Experimenten, die sie unterstützen: Das globale Klima hänge eng mit der Wolkenbildung zusammen, welche komischerweise durch die kosmische Strahlung und die Sonnenaktiviät stark beeinflusst wird. Viel kosmische Strahlung = viel Ionisation (bemerkenswerterweise in den unteren Wolkenschichten) = viele Kerne für Wolkenbildung = viel Reflektion der Sonnenstrahlen.
Eine von vielen interessanten Sachen: Die groben Schwankungen des Klimas der letzten 500 Millionen Jahre korrelieren sehr gut mit dem Weg der Erde durch die Milchstraße. Immer wenn unser Sonnensystem einen "Arm" in der Milchstraße durchquerte (=viele Sterne in der Nähe=viel kosmische Strahlung), wurde es auf der Erde ziemlich kalt.
Aber auch im kleinen Zeitrahmen sind die Korrelationen von Temperatur und eingetroffener kosmischer Strahlung wohl spannend.
Aufgenommen wurden diese Ergebnisse von der Fachwelt anscheinend bisher eher schlecht, man wurde weitgehend ignoriert. Mal schauen, wie lange das noch dauert. Die Fakten, Beobachtungen und Erklärungen in dem Film waren ziemlich überzeugend - das sieht sehr nach einem gewichtigem Faktor aus, der unser Klima beeinflusst.
Wow, dazu muss ich erstmal viel lesen.
Nachtrag 2010-04-06:
Schade, das Buch von Svensmark habe ich bestellt, aber die Entgegnungen und Fehleranalysen zu den Theorien aus dem Film finde ich teilweise unangenehm überzeugend, z.B. :
- Die Kritiken von Peter Laut in http://stephenschneider.stanford.edu/Publications/PDF_Papers/Laut2003.pdf (Antwort von Svensmark, erneute Antwort von Laut) lesen sich überhaupt nicht gut.
Das heißt, sie lesen sich schon gut, aber die Kritik ist bitter aus sachlicher Sicht, wobei Laut ausdrücklich nicht ausschließt, dass es Korrelationen von Sonnenaktivität und Klima gibt:
Diagramm 1 von Influence of Cosmic Rays on Earth's Climate (1998) sei zusammengesetzt aus ungleichen Datensätzen und wenn man mit nur einem aber größeren nachrechnet, bleibt nicht viel an Korrelation (Svensmark antwortet: was anderes hatten wir damals nicht, und später 2003 haben wir ähnliche Korrelationen für die unteren Wolkenschichten mit einheitlichem neuerem Datensatz gezeigt (naja, also in dem 2003er-Paper sieht das alles überhaupt nicht mehr so eindeutig aus für mich));
Der Zusammenhang von GCRs mit den unteren Wolkenschichten von Diagramm 1 aus Low cloud properties influenced by cosmic rays (2000) sei noch nicht überzeugend, z.B. wegen 0,5 Jahre Delay um 1992, die Verlässlichkeit der zugrundeliegenden Daten sei nicht soo umwerfend (da die Trennung der erfassten Daten in unterschiedliche Wolkenschichten durchaus mit Unsicherheiten behaftet ist), außerdem fanden spätere Arbeiten keine großartigen Korrelationen dieser Art (Svensmark antwortet: die zitierten anderen Arbeiten arbeiteten mit Daten, die inzwischen als falsch kalibriert bekannt sind (hmm, gut, aber auch mit den neuen Daten hat noch kein anderer groß was gefunden, oder?)). Ach, es ist kompliziert. - Die Sache mit dem Zyklus über 500 Millionen Jahre steht auch auf eher tönernen Füßen: http://www.pik-potsdam.de/~stefan/Publications/Journals/rahmstorf_etal_eos_2004.html
Interessant dennoch, dass es ernsthafte Kritik am aktuellen Klimaforschungsgeschäft und der IPCC und der angeblichen Eindeutigkeit des menschengetriebenen Treibhauseffektes gibt. Ein paar Links/Ideen/Gefundenes:
Pro CO² und Treibhaus-Konsens:
- http://www.pik-potsdam.de/~stefan/leser_antworten.html (Antworten auf Leserzuschriften von Stefan Rahmstorf)
- How to talk to a Climate Sceptic z.B. über die Abkühlung zw. 1945 und 1970
- http://www.realclimate.org/
Contra:
- Kritik(er)-Auflistung von Lawrence Salomon in der National Post Canada (u.a. mit Punkten “Wäre eine Erwärmung wirklich schlecht?” und “Dass es mehr Hurrikane geben wird ist unklar”)
- Kritik an der Hockeyschläger-Kurve in Technology Review
- angeblich stagniert bzw. sinkt seit 2002 die globale Durchschnittstemperatur wieder
- die Arktis schmilzt, aber die Antarktis wächst leicht?
Schade. Wahrscheinlich gibt es einen Effekt der Sonne und den “Galactic Cosmic Rays” (GCR), aber der ist anscheinend nicht so offensichtlich, leicht erkennbar und stark wie im Film dargestellt. Die Sache mit den Ionen zu Wolkenbildung in der Atmosphäre bleibt interessant. Mal schauen, was das CLOUD-Experiment in den nächsten Jahren rausfindet.
Nachdem ich eine Weile u.a. Paper von Henrik Svensmark und die Kritik von Peter Laut gelesen habe, muss ich sagen: im Großen und Ganzen ist die Sache kompliziert und die gegenseitigen Positionen und Argumente nachzuvollziehen anstrengend und nicht einfach. Im Moment bleibt bei mir der Eindruck, dass die Original-Ergebnisse von Svensmark bzgl. des Einflusses von GCR auf gemessene Klimadaten (Wolkendichte) tatsächlich eher ein Zufallsfund für eine kurze Zeitspanne (88-94) durch eine fragwürdige Datenverarbeitung waren, der beim Nachrechnen mit neueren Daten über eine größere Zeitspanne so nicht mehr zu finden ist. Die “etablierten” Antworten oben von Stefan Rahmstorf finde ich auch recht überzeugend. Die Wolken-Kondensationskeim-Entstehung durch Ionisation durch GCR könnte aber ein echter Fund von Svensmark sein, dessen Einfluss aber wohl bei weitem nicht so groß ist, wie anfangs publiziert. Mal schauen.
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